Die Pflanzenheilkunde gehört zu den ältesten medizinischen Therapien und ist auf allen Kontinenten zuhause. Das Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben und wird heute der pharmazeutischen Biologie zugeordnet. Wir nutzen noch heute die Kraft der Pflanzen, um Krankheiten zu heilen, Immunsysteme zu unterstützen oder leckere Tees herzustellen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen vier interessante Pflanzen und ihr Wesen vor. Viel Spass beim Lesen!
Calendula officinalis
Die Ringelblume fällt durch ihre leuchtend orangen bis gelben Blüten auf. Sie gehört zur Familie der Korbblütler. Die einjährige Pflanze wächst krautig, wird bis 50 cm hoch und blüht durch den ganzen Sommer bis tief in den Herbst hinein. Ihre fleischigen Blätter sind länglich und ungestielt.
Die Früchte der Ringelblume (Achänen) sind sichelförmig, gekrümmt bis geringelt. Daher wurde auch ihr Name abgeleitet. Ursprünglich stammt die Ringelbblume aus dem Mittelmeergebiet. Da sie sich rasch verbreitet, kommt sie verwildert in ganz Europa vor.
Wesen der Pflanze
Die Ringelblume besitzt ein äusserst balsamisches und warmes Wesen. Wohl keine andere Pflanze ist so gut auf das Verschliessen von Verwundungen ausgerichtet. Wie die geringelten Früchte der Ringelblume den Blütenboden von aussen nach innen verschliessen, verschliesst die Pflanze auch offene, wunde Stellen im Innern. Calendula heilt Hautrisse, fördert die Wundheilung und wirkt mit ihrer tröstenden und balsamischen Kraft bis tief in seelische Prozesse hinein.
Verwendete Pflanzenteile
Blüten
Hauptinhaltsstoffe
Flavonoide, Saponine, Bitterstoffe (Calenden), Triterpenoide, Carotinoide
Salicylsäure
Wirkung und mögliche Anwendungsgebiete
Pflückt man die Ringelblume, hinterlässt sie an den Händen ein einzigartiges, klebriges Sekret. Sie ist das Wundheilkraut schlechthin.
- Schlecht heilende Wunden, Hauteiterungen: entzündungshemmend, keimwidrig, wundheilend
- Erfrierungen und Verbrennungen der Haut
- Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
- Paradontose
- Augenentzündungen
- Reguliert die Regelblutung, hilft beim Abgang der Nachgeburt
- Bei Verlust der psychischen Integrität nach schweren Verletzungen
Gegenanzeigen
Keine
Die Mariendistel – Carduus marianus oder Silybum marianum
Die Mariendistel gehört zur Familie der Korbblütler. Sie ist eine ein- bis zweijährige Pflanze, die bis 1,5 m hoch werden kann. Die grünweiss marmorierten Blätter sind gewellt und besitzen einen dornigen Rand.
Carduus ist in heissen und trockenen Gebieten des Mittelmeers heimisch. Die Pflanze wurde und wird oft den Eseln zum Frass überlassen, woher auch der Name «Eselsdistel» herrührt. Die Blütenköpfe sind violett und werden durch die Stacheln gut geschützt.
Wesen der Pflanze
Fähigkeiten, wie sich gegen emotionale und physische Ausbeutung oder gegen Manipulation und Angriffe angemessen zur Wehr zu setzen, werden durch die Mariendistel gefördert. Wie die Pflanze sich selbst mit ihren Stacheln schützt, schützt sie auch die individuelle Persönlichkeit gegenüber schädigenden psychischen Einflüssen.
Psychische Abwehrschwäche kann sich durch schlechtes Abgrenzen und der Unfähigkeit zum Nein sagen äussern oder aber in einer gesteigerten aggressiven Abgrenzung. Beides schwächt die Leber und führt zu Stauungen und Störung der Entgiftungs- und Ausscheidungsfunktion.
Verwendete Pflanzenteile
Reife Samen
Hauptinhaltsstoffe
Silymarin-Gemisch, Flavonoide, fettes Öl
Wirkung und mögliche Anwendungsgebiete
Die Mariendistel gilt als die Pflanze für die Behandlung von Lebererkrankungen und deren Folgen:
- Therapie und Prophylaxe von Leberschäden, welche durch Lebergifte hervorgerufen werden (Medikamente, Umweltgifte, Mensch: Alkohol)
- Ausleitung und Entgiftung
- Akute und chronische Leberentzündung (Hepatitis)
- Leberzirrhose
- Durchfall, Verstopfung als Folge von Leberproblemen
- Antidiabetisch
- Immunmodulierend
- Begleitend zu Kopfschmerzen und Migräne
- Begleitend zur besseren Verträglichkeit einer Chemotherapie (Übelkeit)
Gegenanzeigen
Keine
Die Artischocke – Cynara scolymus
Die Pflanze gehört zur Familie der Korbblütler. Sie ist mehrjährig und bildet kräftige, bis zu 2 m hohe Stängel aus. Die Blätter sind gross, stark geteilt und schimmern im Licht gräulich. Ihre Unterseite ist filzig behaart
Die Blütenköpfe sind blauviolett. Noch bevor diese zu blühen beginnen, können sie geerntet und als Gemüse zubereitet werden. Auch sind die Blütenköpfe sehr beliebt als Dekoration. Ursprünglich stammt die Artischocke aus dem Mittelmeergebiet.
Wesen der Pflanze
Die Artischocke verkörpert das Gleichgewicht zwischen Ausschweifung und Selbstbeschränkung. Sie unterstützt das Individuum, den Ausgleich zwischen diesen Gegensätzen zu finden. Ebenso soll sie die Fähigkeit besitzen, schwere Gedanken anzuheben.
Verwendete Pflanzenteile
Blütenkopf, Blätter, Stängel, Wurzeln
Hauptinhaltsstoffe
BBitterstoffe (Cynarin), ätherische Öle, Gerbstoffe, Inulin, Magnesium, Kalium
Wirkung und mögliche Anwendungsgebiete
Die Bitterstoffe fördern v.a. die Verdauungsvorgänge und stimulieren die Umsetzung von Fetten. Daher wird die Pflanze gerade nach, oder noch besser vor schwerem Essen gerne angewendet.
- Gallentreibend und leberschützend: bei Gallenkoliken und/oder eingeschränkter Leberfunktion sowie -entzündung; die Artischocke ist neben der Mariendistel eine der wichtigsten Leberpflanze
- Senkt den Cholesterinspiegel: eignet sich bei Neigung zu Arteriosklerose
- Senkt den Blutzuckerspiegel durch ihren Inulingehalt
- Diuretisch, senkt den Harnstoffgehalt im Blut, reinigt das Blut
Gegenanzeigen
Keine
Der Löwenzahn – Taraxacum officinalis
Der Löwenzahn gehört zur Familie der Korbblütler. Er wird bis zu 40 cm hoch und ist eine der anpassungsfähigsten und vitalsten Pflanzen. So kann sich ihre Pfahlwurzel auch auf steinigen und harten Böden bis zum Wasser vorarbeiten, und die Pflanze trotzt widrigen Umständen wie auf Parkplätzen oder Fusswegen.
Ist sie durch Füsse und Autos ständigem Druck ausgesetzt, wächst sie zu ihrem eigenen Schutz klein und niedrig. Die gezahnten oder gelappten Blätter bilden eine tiefliegende Rosette. Die Blüte erscheint in einem kräftigen Gelb und lässt ganze Wiesen im Frühjahr erstrahlen.
Wesen der Pflanze
Wandlung, Lebenskraft, Anpassungsfähigkeit, Wärme und Fluss der Lebensenergie sind nur einige Stichworte, welche den Löwenzahn beschreiben. Die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit bezieht sich einerseits auf Ideen, Wertvorstellungen und Anschauungen, andererseits aber auch auf die Stoffwechselaktivität (Auf-, Um- und Abbau verschiedenster Stoffe) der Leber. Wird die Anpassungsfähigkeit überschritten, so sind nicht selten Bitterkeit und Ärger die Folge. Auch werden Leberfunktion und Gallenfluss in Mitleidenschaft gezogen. Löwenzahn wirkt dynamisierend auf Wandlungs- und Anpassungsprozesse und löst gleichermassen Stauungen und Erstarrungen in Körper und Geist. Löwenzahn vermittelt neue Lebenskraft.
Verwendete Pflanzenteile
Vorwiegend Blätter und Wurzeln, aber auch Knospen und Blüten finden Anwendung als Arzneimittel
Hauptinhaltsstoffe
Bitterstoffe (Taraxin), Kalium
daneben auch Inulin, Flavonoide, Cumarine, B-Vitamine, Vitamin C
Wirkung und mögliche Anwendungsgebiete
Der Löwenzahn ist eine sehr vielseitig einsetzbare Pflanze. Sie wird oft bei chronischen Prozessen, denen eine gestörte Leberfunktion zugrunde liegt, verwendet. Aber auch in der Behandlung von Nieren-Blasen-Erkrankungen leistet sie gute Dienste.
- Appetitanregend und verdauungsfördernd, indem es die Sekretion von Magensäften und der Galle anregt
- Kräftigt und entgiftet die Leber, regt den Stoffwechsel an
-
Harntreibend (daher der französische Name «Piss-en-lit»)
- Blutreinigend (Gicht, Arthritis, Hautausschläge)
- Entzündungshemmend
- krampflösend
Gegenanzeigen
Vorsicht bei Gallensteinen, Verschluss der Gallenwege